AUFBAU DES ROSENKRANZ GEBETS

Das Rosenkranz Gebet ist eine Leben Jesu Betrachtung (lat. meditatio) an der Seite Marias, der Mutter Jesu. Sie ist auch unsere Mutter, weil der Sohn sie uns - noch am Kreuz - zur Mutter gegeben hat (vgl. Joh 19,27). Das Rosenkranzgebet ist eine "Kurzfassung des Evangeliums" (JPII, Rosarium Virginis Mariae) und entfaltet sich in drei Abschnitten: dem Bekenntnis unseres Glaubens, der Ausrichtung auf die theologalen (gottgewirkten) Tugenden – Glaube, Hoffnung, Liebe – und schliesslich der Betrachtung des Lebens Jesu selbst. 

Der hier dargestellte Aufbau des Rosenkranzgebets orientiert sich am katholischen Gesangbuch Gotteslob (dort in Nr. 4) und ist für den deutschsprachigen Raum maßgeblich. Es gibt aber je nach Region, Gemeinde und geistlicher Gemeinschaft auch historisch gewachsene Varianten dieses Schemas. Diese beziehen sich meist auf die Art und Weise, wie die Geheimnisse (Clausulae) dem Ave Maria hinzugefügt werden. 


Das Rosenkranzgebet setzt sich aus einzelnen Gebeten im unten dargestellten Aufbauschema zusammen. Die zehn hintereinander gebeteten Ave Maria im Betrachtungsteil bezeichnet man – zusammen mit dem Vaterunser am Anfang und dem "Ehre sei dem Vater" zum Schluß – als "Gesätz", "Set" oder Dekade. Das "Ehre sei dem Vater" bildet jeweils den Abschluss und Höhepunkt eines Abschnitts. Im Bekenntnisteil wird das "Ehre" zum Schluß manchmal weggelassen, wodurch die dreigliedrige Struktur des Rosenkranzes undeutlich wird. 


Kreuzzeichen + Im Namen des Vaters
Apostolisches Glaubensbekenntnis (Credo)
Ehre sei dem Vater

Vater Unser
Ave Maria + "Jesus, der in uns den Glauben vermehre"
Ave Maria + "Jesus, der in uns die Hoffnung stärke"
Ave Maria + "Jesus, der in uns die Liebe entzünde"

Ehre sei dem Vater

Vater Unser + 10 Ave Maria mit 1. Geheimnis + Ehre sei dem Vater
Vater Unser + 10 Ave Maria mit 2. Geheimnis + Ehre sei dem Vater
Vater Unser + 10 Ave Maria mit 3. Geheimnis + Ehre sei dem Vater
Vater Unser + 10 Ave Maria mit 4. Geheimnis + Ehre sei dem Vater
Vater Unser + 10 Ave Maria mit 5. Geheimnis + Ehre sei dem Vater

Im ersten Abschnitt bekennen wir unseren Glauben. Wir beginnen mit dem Kreuzzeichen und beten das "Im Namen des Vaters" sowie das Apostolische Glaubensbekenntnis ("Credo"). Beide Gebete wurzeln in der frühchristlichen Taufliturgie und stellen eine Kurzfassung unseres Glaubens dar. Abgeschlossen wird der erste Abschnitt, wie jeder weitere auch, mit dem Lobpreis des dreieinigen Gottes ("Ehre sei dem Vater"). Er ist gleichsam der Höhepunkt christlichen Betens. Wenn wir so unseren Glauben bekennen, tun wir das nicht allein, sondern stellen uns in die Gemeinschaft der Glaubenden aller Zeiten.

Der zweite Abschnitt ist eine Ausrichtung auf die drei christlichen Grundtugenden, die auch "göttliche" oder "theologale Tugenden" genannt werden: den Glauben, die Hoffnung und die Liebe. Sie sind als reines Geschenk Gottes der Grundrhythmus christlichen Lebens. Alle unsere Bemühungen zielen letztlich darauf ab, unser Leben immer mehr aus ihnen heraus zu gestalten.

Mit dem dritten Abschnitt, der geistlichen Betrachtung (lat. meditatio) des Lebens Jesu, beginnt das eigentliche Rosenkranz Gebet. Wir meditieren mit Maria das Leben ihres Sohnes, unseres Erlösers und Herrn, der uns in die Gemeinschaft mit Gott einlädt - der Liebe des einzigen Sohnes zum Vater, die der Heilige Geist ist.    

Die Betrachtung des Lebens Jesu wird durch die geistliche Betrachtung (lat. meditatio) meist biblischer Heilsereignisse vollzogen. Sie werden als Betrachtungssätze (Schlusssätze, Clausulae) im Ave Maria dem Wort "Jesus" angehängt und innerlich betrachtet/meditiert. Hier finden Sie die Betrachtungssätze mit den von der Kirche empfohlenen Wochentagen, an denen Sie gesamtkirchlich gebetet werden. Der Link führt zur jeweiligen Bibelstelle.



Mit diesen angehängten Schlusssätzen, den "Clausulae", betrachten wir Ereignisse aus dem Leben Jesu. Weil wir darin Heilsereignisse betrachten, in denen Gott uns begegnen will, nennen wir sie auch "Heilsmysterien" – auf Deutsch auch einfach "Geheimnisse". 

Die Betrachtung der Heilsmysterien ist "Memoria", eine "Erinnerung in Vergegenwärtigung". Sie werden in vier Betrachtungsgruppen gegliedert, die folgenden Wochentagen zugeordnet sind:

  • Freudenreiche Geheimnisse der Geburt Jesu am Samstag und Montag
  • Lichtreiche Geheimnisse des Lebens und Wirkens Jesu am Donnerstag
  • Schmerzhafte Geheimnisse des Leidens Jesu am Dienstag und Freitag
  • Glorreiche Geheimnisse der Auferstehung Jesu am Sonntag und Mittwoch

Die Memoria ist keine bloße Rückschau auf Vergangenes. Sie will uns hier und heute in die Begegnung mit Gott führen. In der Verbundenheit mit ihm versuchen wir unser Leben immer mehr aus dem Glauben, der Hoffnung und der Liebe zu gestalten. 

Empfohlene Wochentage

Die Kirche empfiehlt, die jeweiligen Geheimnisse an bestimmten Wochentagen zu beten. Im privaten Gebet besteht zwar keine Verpflichtung dazu, andererseits wird gerade dadurch das Rosenkranz Gebet zu einem echten Gemeinschaftsgebet. Aber auch wenn der Rosenkranz – scheinbar – alleine gebetet wird: Der oder die Einzelne reiht sich – auch im persönlichen Gebet "in der stillen Kammer" – immer in den großen Chor des Gebetes der ganzen Kirche ein. 

Dabei kann es vorkommen, dass sich ein Geheimnis inhaltlich nicht mit der Liturgie vom Tag "verträgt". Die Geheimnisse können daher behutsam an die liturgische Zeit des Jahres angepasst werden. In der Weihnachtszeit wird man z.B. bevorzugt die freudenreichen Geheimnisse betrachten, in der Passionszeit die schmerzhaften. 

Davon abgesehen, sollten im gemeinschaftlichen Rosenkranz Gebet die empfohlenen Wochentage eingehalten werden. Wir treten dann als örtliche Gemeinschaft / Gemeinde oder als Einzelner ins große Gebet der ganzen Kirche ein. Das Wort "katholisch" bedeutet "universal", "umfassend", "das Ganze betreffend". Katholisch zu beten bedeutet dann, mit dem Atem der ganzen Kirche zu beten. 

Der Rosenkranz ist ein immerwährendes Gebet der pilgernden Kirche durch die Zeit.