GEBETE DES ROSENKRANZES

Das Rosenkranzgebet ist eine "Kurzfassung des Evangeliums" (JP II) und setzt sich aus Grundgebeten zusammen, die jedem Christen geläufig sind: dem Vaterunser (lat. Pater Noster), dem Gegrüßet seist Du, Maria (lat. Ave Maria - wörtlich: Freu Dich, Maria!) und dem Ehre sei dem Vater (lat. Gloria Patri). Begonnen wird der Rosenkranz mit dem Kreuzzeichen, bei dem das "Im Namen des Vaters" gebetet wird.  

Im Namen des Vaters

Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes.
Amen.

Dieses Gebet entstammt einer frühen Taufformel aus dem Matthäus Evangelium. Der Auferstandene sendet darin seine Apostel (dt. Gesandten) mit den Worten in die Welt: "Geht und macht alle Völker zu meinen Jüngern; tauft sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes" (Mt 28,19). Wir sprechen dieses Gebet, wenn wir uns bekreuzigen. Es ist eine Kurzfassung unseres Glaubens, in der wir uns auch unsere eigene Taufe vergegenwärtigen.

Vom hl. Ignatius von Loyola ist eine schöne Betrachtung zum Kreuzzeichen überliefert: "Wenn wir das heilige Kreuzzeichen machen, legen wir die Finger der Hand zuerst an das Haupt: das bedeutet Gott den Vater, der von niemandem ausgeht. Dann berühren unsere Finger den Leib: das bedeutet den Sohn, unseren Herrn, der vom Vater gezeugt wird und in den Leib der heiligen Jungfrau Maria hinabstieg. Dann legen wir die Finger an die eine und die andere Schulter: das bedeutet den Heiligen Geist, der da ausgeht vom Vater und vom Sohn. Und wenn wir unsere Hände wieder ineinanderfalten, dann soll das sinnbilden, dass drei Personen eine einzige Wesenheit sind." (nach A. M. Haas SJ, aus: Geist und Leben Jhg 53/2)


Apostolisches Glaubensbekenntnis (Credo)


Ich glaube an Gott,
den Vater, den Allmächtigen,
den Schöpfer des Himmels und der Erde. 

Und an Jesus Christus,
seinen eingeborenen Sohn, unsern Herrn,
empfangen durch den Heiligen Geist,
geboren von der Jungfrau Maria,
gelitten unter Pontius Pilatus,
gekreuzigt, gestorben und begraben,
hinabgestiegen in das Reich des Todes,
am dritten Tage auferstanden von den Toten,
aufgefahren in den Himmel;
er sitzt zur Rechten Gottes, des allmächtigen Vaters;
von dort wird er kommen, zu richten die Lebenden und die Toten.

Ich glaube an den Heiligen Geist,
die heilige katholische Kirche,
Gemeinschaft der Heiligen,
Vergebung der Sünden,
Auferstehung der Toten
und das ewige Leben.
Amen.

Das Credo (dt. Ich glaube) ist das dreigliedrige Bekenntnis unseres Glaubens an den einen Gott, der sich im Vater, im Sohn und im Heiligen Geist offenbart. Gott hat keinen Sohn, Gott ist Sohn - so wie der Vater Gott ist und der Heilige Geist Gott ist. Alle drei sind eine göttliche Wirklichkeit ("Substanz"), aber verschieden in ihrer Selbstpräsenz ("Person"). Grafisch könnte man das etwa so darstellen:

Quelle/Link: Wikimedia

Wenn zu Pfingsten der Geist über die Jünger kommt, dann ist es tatsächlich der eine Gott selbst, der sich über die Jünger ausgiesst; kein "verlängerter Arm" Gottes, sondern wahrhaft der eine Gott in der Selbstpräsenz des Heiligen Geistes, der eins ist mit dem Vater und dem Sohn in der einen göttlichen Wirklichkeit. 

Das trinitarische Bekenntnis ist keine Theorie vom Reissbrett weg, sondern stellt den Versuch dar, die Stellung Jesu, dessen unüberbietbare Nähe zum liebenden Vater die Bibel immer wieder bezeugt, betrachtend zu bedenken. Die Frage Jesu "Für wen haltet ihr mich?" ist gleichsam das Wasserzeichen, das der Trinitätslehre im Hintergrund eingeschrieben ist. Die Kirche hat mit dieser Frage mehrere Jahrhunderte lang gerungen.

Die Lehre von der Dreieinigkeit kann eine Hilfe dabei sein, das Mysterium des drei-einen Gottes besser zu erschließen. Auflösen wird sie das Mysterium nicht. Die je größere göttliche Wirklichkeit ist kein fasslicher Besitz, aber wir sind "in restloser Bezogenheit auf... / in restloser Verschiedenheit von..." (P. Knauer SJ) aus ihr, in ihr und auf sie hin geschaffen, wodurch Paulus am Areopag schliesslich sagen kann: "In ihm leben wir, bewegen wir uns und sind wir" (Apg 17,28).

Das kleine Wörtchen "an" (lat. "in") im Credo, das nur beim Bekenntnis zu "Gott", "Jesus Christus" und "Heiliger Geist" vorangestellt wird, bezeugt den personalen Akt des christlichen Glaubens, der sich von einem bloßen "Fürwahrhalten" unterscheidet (vgl. Credo, H. de Lubac SJ).

Für den Christen ist Gott nicht ein mehr oder weniger diffuses Etwas: Er ist ein Du, dem er begegnet. Wir glauben deshalb nicht nur dass Gott ist; wir glauben an und gleichsam – mit allem was wir sind – in Gott hinein (credo in deum). In diesem "persönlichsten aller Akte" (H. de Lubac SJ) wird der christliche Glaube erst lebendig.


Ehre sei dem Vater

Ehre sei dem Vater und dem Sohn und dem Heiligen Geist.
Wie im Anfang, so auch jetzt und alle Zeit und in Ewigkeit.
Amen.

Das Gloria Patri (wörtlich: Ehre dem Vater) ist ein aus dem 4. Jahrhundert stammender Lobpreis der Dreieinigkeit, der gleichsam den Höhepunkt christlichen Betens darstellt - auch im Rosenkranz Gebet. Es sollte daher besonders bewußt gebetet werden, indem man sich z.B. während des ersten Teiles verbeugt. Im Gemeinschaftsgebet kann das Gloria Patri auch feierlich gesungen werden (vgl. JP II, Rosarium Virginis Mariae Nr. 34).


Vater Unser

Vater Unser, der Du bist im Himmel,
geheiligt werde Dein Name,
Dein Reich komme, Dein Wille geschehe,
wie im Himmel, so auf Erden.

Unser tägliches Brot gib uns heute
und vergib uns unsere Schuld,
wie auch wir vergeben unseren Schuldigern;
und führe uns nicht in Versuchung,
sondern erlöse uns von dem Bösen.
Amen.

Das Vaterunser (lat. Pater Noster) wird auch "Herrengebet" genannt, weil es (uns) Jesus selbst gelehrt hat (Mt 6,9-13). Als wichtigstes Gebet der Christenheit wird es im Rosenkranz Gebet immer zu Beginn jeder Dekade im Betrachtungsteil gebetet. Die Anrede Gottes als himmlischen Vater, als geradezu familiären "Abba", drückt die Intimität der Gottesrede Jesu aus und offenbart sein Selbstverständnis als geliebter Sohn. Christsein ist nun das Hineingenommensein in die Liebe des Vaters zum Sohn, und diese Liebe ist der Heilige Geist. Die Offenbarung des Vaters im Gottesnamen "Ich bin (da)" (Ex 3,14) findet erst im fleischgewordenen Sohn ihre Vollendung, sodass Jesus seine Jünger nicht mehr Knechte, sondern Freunde nennen kann.


Ave Maria

Gegrüßet seist du, Maria, voll der Gnade,
der Herr ist mit dir.
Du bist gebenedeit unter den Frauen,
und gebenedeit ist die Frucht Deines Leibes:
Jesus...
[Hier wird das jeweilige Geheimnis eingefügt, z.B.:]
"...der uns den Heiligen Geist gesandt hat"
Heilige Maria, Mutter Gottes, bitte für uns Sünder
jetzt und in der Stunde unseres Todes.
Amen.

Das Ave Maria ("Gegrüßet seist du, Maria") ist ein biblisches Gebet. Es besteht aus dem Gruß des Erzengels Gabriel an Maria bei der Verkündigung des Herrn und den an Maria gerichteten Lobpreis ihrer Cousine Elisabeth, der späteren Mutter von Johannes dem Täufer (vgl. Lk 1,28 / Lk 1,42). Das Bittgebet im Schlussteil stammt aus dem frühen 16. Jahrhundert. Maria wird darin nicht angebetet, sondern betend verehrt; sie ist unsere gute Mutter, die für uns eintritt; sie bittet für uns und mit ihr und an ihrer Seite beten wir - durch ihren Sohn im Heiligen Geist - zum himmlischen Vater. Mehr zur Geschichte des Ave Maria, das auf das Engste mit der Entwicklung des Rosenkranzes verbunden ist, finden Sie hier.


Fatima Gebet

Oh mein Jesus,
verzeih uns unsere Sünden,
bewahre uns vor dem Feuer der Hölle,
führe alle Seelen in den Himmel,
besonders jene, die deiner Barmherzigkeit
am meisten bedürfen.

Obwohl kein Bestandteil des überlieferten Rosenkranzes, wird es oft im Betrachtungsteil nach dem "Ehre" angehängt. Es geht auf die bekannte Marienerscheinung in Fatima (Portugal) zurück, in der die selige Jungfrau die Seher dazu aufruft, es dem Rosenkranz beizufügen.

Der theologische Gehalt gründet im Buß- und Sühnegebet der Kirche. Wir bitten Jesus darin, sich aller Menschen zu erbarmen, handle es sich:

- um uns selber
- um den Menschen neben uns

- um jene, die bereits von uns gegangen sind

Das Fatimagebet eröffnet damit einen Horizont, der die Grenzen unseres Herzens in das unendliche Erbarmen des Herzens Gottes weitet. Im Fatima Gebet treten wir mit allem was wir sind und wie wir sind vor Gott - und zugleich solidarisch für unseren Nächsten ein ("Sühne"). Durchaus im Bewusstsein, dass "jene, die seiner Barmherzigkeit am meisten bedürfen", auch wir selber sein können. Wer sich selbst als bedürftig an der Barmherzigkeit Gottes erfährt, wird auch für andere um diese Barmherzigkeit bitten, für sie eintreten und im täglichen Alltag selbst Barmherzigkeit zu verwirklichen suchen.


GEBETE ZUM ABSCHLUSS


Schlussgebet (aus der lauretanischen Litanei):

Bitte für uns, heilige Gottesmutter; dass wir würdig werden der Verheißungen Christi.

Lasst uns beten. Gott, dein eingeborener Sohn hat uns durch sein Leben, seinen Tod und seine Auferstehung die Schätze des ewigen Heiles erworben. Wir verehren diese Geheimnisse im heiligen Rosenkranz der seligen Jungfrau Maria. Lass uns nachahmen, was sie enthalten, und erlangen, was sie verheißen. Darum bitten wir durch Christus, unsern Herrn. Amen.


Salve Regina

Sei gegrüßt, o Königin, Mutter der Barmherzigkeit,
unser Leben, unsere Wonne, unsere Hoffnung, sei gegrüßt!
Zu dir rufen wir verbannte Kinder Evas, zu dir seufzen wir
trauernd und weinend in diesem Tal der Tränen.
Wohlan denn, unsere Fürsprecherin, wende deine
barmherzigen Augen uns zu, und nach diesem Elend
zeige uns Jesus, die gebenedeite Frucht deines Leibes.
O gütige, o milde, o süße Jungfrau Maria.

Das Rosenkranzgebet wird traditionell oft auch mit einem Marienlob beendet. Zum Beispiel mit dem Salve Regina aus dem 11. Jahrhundert, in dem die Muttergottes als Königin und Mutter der Barmherzigkeit gepriesen wird. In Klöstern wird das "Salve Regina" am Ende eines Tages in der "Komplet" (Nachtgebet) in lateinischer Sprache, der "Muttersprache" der Kirche gesungen.


Salve, Regina

Salve, Regina,
mater misericordiae,
Vita, dulcedo et spes nostra, salve.
Ad te clamamus, exsules filii Hevae.
Ad te suspiramus,
gementes et flentes in hac lacrimarum valle.
Eia ergo, Advocata nostra,
illos tuos misericordes oculos
ad nos converte.
Et Jesum, benedictum fructum ventris tui,
nobis post hoc exsilium ostende.
O clemens, o pia, o dulcis virgo Maria.

Unser Wiener Kardinal Christoph Schönborn OP, der als Sohn des hl. Dominikus mit unserer "Mutter der Barmherzigkeit" besonders verbunden ist, hat dazu im Stephansdom eine schöne Katechese gehalten, die Sie hier nachlesen können.

Salve Regina (Kartäuser Stil)

* Dieses Video wird im erweiterten Datenschutzmodus ("No-Cookie") abgespielt, d.h. es werden keine Cookies zur Analyse des Nutzungsverhaltens gesetzt. Wir übernehmen keine Haftung für die Inhalte verlinkter bzw. eingebetteter Websites.


Regina Coeli

Freu dich, du Himmelskönigin, Halleluja!
Den du zu tragen würdig warst, Halleluja,
er ist auferstanden, wie er gesagt, Halleluja.
Bitt´ Gott für uns, Halleluja.
Freu dich und frohlocke, Jungfrau Maria, Halleluja,
denn der Herr ist wahrhaft auferstanden, Halleluja.

Das Regina Caeli oder Coeli stammt aus dem 12. Jhd. und wird in der Osterzeit gebetet.


Unter deinen Schutz und Schirm

Unter deinen Schutz und Schirm fliehen wir,
o heilige Gottesgebärerin.
Verschmähe nicht unser Gebet in unsern Nöten,
sondern erlöse uns jederzeit von allen Gefahren,
o du glorreiche und gebenedeite Jungfrau.

Dieses Gebet stammt aus dem 3. Jhd. und gilt als das älteste überlieferte Zeugnis frühchristlicher Marienverehrung.